Heute Abend ist es mit dem Freimarkt
schon wieder vorbei. Immerhin, zweimal war ich dort. Natürlich hab' ich wieder viel zu viel gegessen, das ist ja eigentlich immer so, und für mich auch irgendwie Sinn der Sache. An Nackensteakbrötchen und Champignons im Bierteig kann ich eben nicht vorbei gehen.
Warum meine Kolleginnen es mal wieder geschafft haben, mich mit in die Wildwasserbahn zu schleppen, weiß ich irgendwie auch nicht so genau. Aber wahrscheinlich habe ich die tropfnassen Klamotten bis zum nächsten Jahr prompt wieder vergessen und lasse mich erneut breitschlagen.
Ein verschwommenes Foto gibt die Atmosphäre im Riesenrad 60 m über der Bürgerweide natürlich nicht richtig wieder. Aber wenigstens kann ich so ein kleines Stück von dem festhalten, was ich am Freimarkt trotz Kitsch und Kommerz so mag. Es leuchtet.
Man sagt ja immer, dass man Glück nicht kaufen kann.
Aber wenn alles gut geht, habe ich vorhin welches angezahlt.
So mancher Mann könnte wohl Bücher schreiben über mein heutiges Thema. Meiner zum Beispiel könnte es auf jeden Fall, und glaubt mir, er hat mir schon angedroht es zu tun.
Gäbe es eine Selbsthilfegruppe, ich sollte ihr beitreten. Beim meinem ersten Treffen dort würden feine Schweißperlen von meiner Stirn rinnen, auf weichen Knien würde ich mich erheben und mit zittriger Stimme verkünden "Mein Name ist Frau Strandkiesel - und ich bin ein Handtaschen-Messie!" Ja, Leute, zeigt mit dem Finger auf mich und tuschelt hinter meinem Rücken, es stimmt: nicht nur verlasse ich das Haus niemals ohne meine Handtasche, nein, in ihr beherberge ich ein Chaos von Unmöglichkeiten, dass in seinem Ausmaßen den Zuständen nach dem Urknall ziemlich nahe kommen dürfte. Stifte, Bons, diverse Labellos, Haargummis, Müsliriegel, Kopfhörer, Briefe, alte Einkaufszettel, Kaugummipackungen (leere und volle). Geldbörse, Fahrzeugpapiere, Arbeitsplan, Mini-Regenschirm, Kamm, Handy, Handytasche (grundsätzlich getrennt voneinander), Taschentücher, Tampons, Notizen. Und, dank meines Jobs, auch noch das komplette Hypochonder-Taschenapothekenset, verteilt auf zwei oder drei kleine Blechdosen. Seit der großen Süßstoff-Entwöhnung 2003 entfällt aber immerhin der Natreen-Spender.
Um den GöGa an den Rand des Wahnsinns zu treiben, bedarf es nur einen Satz: "Schatz, gibst Du mir mal eben $IrgendeinGegenstand aus meiner Tasche?" In den seltensten Fällen führt dieser Ausspruch wirklich dazu, das Gewünschte zu erhalten, meistens verirrt der Gute sich in den diversen Kleinigkeiten und gibt nach 5 Minuten mit starrem Blick und leicht wahnsinnigem Lachen auf.
Vor einigen Jahren holte Harald Schmidt in seiner Late-Night-Show mal Frauen zu sich auf die Bühne. Diese mussten ihre Taschen auspacken und bekamen für jeden Gegenstand, den sie zu Tage förderten, einen Geldschein (20 Mark glaube ich). Der GöGa wird nicht müde immer wieder erwähnen, dass wir uns bequem und in sicheren finanziellen Verhältnissen zur Ruhe setzen könnten, hätte ich nur an diesem Tag dort im Publikum gesessen. Ich muss ihm wohl oder übel zustimmen.
Das mit der Selbsthilfegruppe wird wohl in nächster Zeit nicht passieren. Und um ehrlich zu sein, bin ich mit dem Eigenleben meiner Tasche sehr zufrieden. Sollte ich einst überraschend in der Wildnis nächtigen müssen, wäre ich mit dem Nötigsten versorgt.
Heute beim Einkaufen fand ich allerdings ein wunderbares Geschenk für den GöGa. Nein, keine Herrenhandtasche, Gott bewahre. Viel besser! Eine kleine LED-Lampe speziell für Damentaschen, zum Anklipsen. Dann findet er sich in Zukunft bestimmt viel besser zurecht. Und den Platz dafür habe ich bestimmt auch noch in irgendeiner Ecke.
Nachdem ich heute trotz Erkältung und trotz Rückenschmerzen einen Ladendieb durch den halben Stadtteil gejagt habe, fiel mir wieder ein, dass ich früher eigentlich immer Polizistin werden wollte. Aufgrund meiner schlechten Augen gab ich den Traum, mich bei den Männern und Frauen in Grün zu bewerben, damals ziemlich schnell auf. Wer hätte gedacht, dass 10 Jahre später meine große Chance kommt? Officer Strandkiesel. Yeah.
"If I lay here
If I just lay here
Would you lie with me and just forget the world?"
Ein
Sinnlos-Stöckchen von
Schnuff.
"Sinnlos" passt sowieso gerade gut, könnte auch das Motto meines heutigen ersten Arbeitstages nach dem Urlaub sein.
Dieses Stöckchen ist zumindest mal sehr pflegeleicht, es macht keine weitere Mühe. Und damit es dabei bleibt, werde ich auch nicht weiterwerfen, sondern ihr dürft einfach aufheben und mitnehmen, was herumliegt.
Die fette Spinne sitzt immer noch auf unserm Balkon. Direkt vor der Glastür, genau dort, wo sie mich am besten beobachten kann wenn ich am Computer sitze. Manchmal versucht sie auch, mich einzuschüchtern: heute Morgen zum Beispiel demonstrierte sie mir, wie schnell sie ihre Opfer einspinnen und verschlingen kann. Nun bin ich zwar größer als eine Fliege, aber für ein paar Albträume sollte die Vorstellung gereicht haben.
Für ein scharfes Foto wollte sie leider nicht stillhalten. Außerdem fühle ich mich wohler, wenn da eine Glasscheibe zwischen mir und ihr ist - nur zur Sicherheit.